Handwerkerfrühschoppen der HWK Schwaben in Illerbeuren„Ohne Handwerk läuft nichts“
Die Handwerkskammer für Schwaben hat am Sonntag mit ihrem Handwerkerfrühschoppen wieder eine wichtige Plattform für den Austausch zwischen Politik und Handwerk geboten. Über 160 Gäste waren der Einladung gefolgt und diskutierten über aktuelle Themen. Darunter viele Handwerksunternehmerinnen und -unternehmer, Vertreter des Ehrenamts sowie zahlreiche Politikerinnen und Politiker der Europa-, Bundes-, Landes- und Kommunalebene. In den Diskussionen ging es um Themen wie überbordende Bürokratie, Energiepreise, Fachkräfte- und Nachwuchssicherung sowie Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge.
Handwerkerfrühschoppen gute Tradition
Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammer (HWK) für Schwaben freute sich über die rege Teilnahme am Handwerkerfrühschoppen und betonte die Bedeutung der Veranstaltung: „Ich denke, wir haben hier inzwischen eine richtig gute Tradition geschaffen. Seit vielen Jahren treffen wir uns zum Austausch – ehrlich, direkt und angenehm ungezwungen. Tradition wird ja nur das, was funktioniert und gefällt. Und genau das spürt man heute: Wir begegnen uns offen, kollegial und trotzdem mit der nötigen Konzentration.“
Parallelen zwischen Politik und Sport
Rauch zog mit Blick auf die Bundespolitik eine Parallele zum Sport: „Wenn man sich gerade unseren FC Bayern anschaut, dann merkt man eines ganz deutlich: Meister werden ist kein Selbstläufer mehr. Auch die Bayern, die gewohnt sind, vorneweg zu marschieren, mussten sich neu sortieren, clever investieren und als Team zusammenstehen.“ Da hülfen keine kurzfristigen Aktionen, es brauche einen klaren Plan, der auch wirklich durchgezogen wird. Rauch weiter: „Und genau da sehe ich die Parallele zur Politik: Wir können nur erfolgreich sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und nicht alle paar Wochen das ganze System umgestellt wird. Wenn in Berlin dauernd neue Spielzüge ausgerufen werden, bevor der letzte überhaupt ausprobiert wurde, dann verliert man irgendwann das Vertrauen in den Trainerstab. Deshalb brauchen wir endlich wieder klare Entscheidungen, langfristige Linien und stabile politische Verhältnisse. Wie eine Mannschaft, die weiß, wohin sie will.“
Mehr Tempo bei Reformen gefordert
Auch HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner mahnte mehr Tempo bei Reformen an und forderte eine pragmatische und zuverlässige Politik für das Handwerk. Mit Blick auf die aktuelle Konjunkturumfrage der HWK im schwäbischen Handwerk stellte er fest: „Unsere Betriebe stehen wirtschaftlich unter Druck. Die erhoffte Trendwende bleibt aus und in vielen Gewerken nehmen die Unsicherheiten zu. Trotz insgesamt noch akzeptabler Lagebewertungen sinken die Auftragsbestände und die Erwartungen sind schlecht.“
Auf politischer Seite brauche es jetzt Verlässlichkeit, entschlossenes Handeln und den Mut, zugesagte Entlastungen wie Bürokratieabbau oder Senkung der Energiepreise endlich umzusetzen. Wagner weiter: „Aber – wenn wir ehrlich sind – geht es nicht um solche Einzelmaßahmen: Deutschland steht am Scheideweg. Kriegen wir unser Land wieder flott oder machen wir so weiter und akzeptieren den schleichenden Niedergang.“ Das Handwerk erwarte konkrete Lösungen und praktikable Vorschläge. Nur wenn Politik und Handwerk an einem Strang zögen, könnte ein Weg aus der Phase der Ernüchterung gefunden werden, so Wagner.
Unterstützung von Betriebsübergaben
HWK-Präsident Rauch schloss sich an: „Viele Betriebe kämpfen mit dem Fachkräftemangel, mit hohen Energiekosten und auch mit der Unsicherheit und der Zurückhaltung der Kunden. Viele Inhaberinnen und Inhaber wollen ihre Betriebe übergeben und suchen Nachfolger – oft vergeblich. Und wenn kein Nachfolger gefunden wird, verlieren wir nicht nur einen Betrieb, sondern auch Wissen, Arbeits- und Ausbildungsplätze und ein Stück Heimat. Deshalb müssen wir alles tun, um Betriebsübergaben einfacher und unbürokratischer zu machen und den Mut zur Selbstständigkeit zu fördern.“
Rauch berichtete, dass er auf der Meisterfeier der HWK Schwaben Bayerns Ministerpräsident Markus Söder direkt zu vielen Punkten angesprochen habe, wie etwa Steuern- und Abgabenlast oder auch die Berufsorientierung an den Schulen. Bei letzterem Punkt gebe es, so Rauch auch Grund zur Freude: „In Bayern konnten wir im Handwerk zuletzt mehr neue Ausbildungsverträge verzeichnen, in Schwaben mit sechs Prozent Steigerung sogar deutlich mehr als in den anderen bayerischen Bezirken. Das ist ein starkes Signal! Aber es reicht noch nicht: Mehrere tausend Ausbildungsplätze im bayerischen Handwerk sind weiterhin unbesetzt.“ Die Nachwuchswerbung für das Handwerk müsse weiter intensiviert werden, ob in Schulen, Familien oder insgesamt in der Gesellschaft. Denn, so Rauch: „Ohne Handwerk läuft nichts. Keine Energiewende, kein Wohnungsbau, keine funktionierende Wirtschaft. Das Handwerk ist das Rückgrat unseres Landes. Und wir tun gut daran, das auch laut zu sagen.“
Info: Eine Liste der Politikerinnen und Politiker, die beim Handwerkerfrühschoppen anwesend waren, finden Sie anbei.